Andere Dinge müssen hinten anstehen“
Junghai Matthias Potthoff träumt vom Profivertrag
Täglich eineinhalb Stunden mit der Bahn zum Training nach Köln


Matthias Potthoff (Nr. 19)
Mittelstürmer
Jahrgang 1987
DNL-Team Kölner Jung-Haie
Aus Fröndenberg bei Unna

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In der Eingangshalle des Trainingszentrums der Haie neben der Köln Arena drängen sich die Haie-Fans. Einige schauen durch die Auslagen des Fanshops, anderen sehen durch die Glasscheiben den Profis beim Training zu. In mitten der Fans sucht sich ein junge Mann mit großer Trainingstasche und Eishockeyschläger seinen Weg in die Umkleidekabine – Matthias Potthoff. Der 15-jährige Mittelstürmer spielt im Team der Deutschen Nachwuchs Liga (DNL) für die Kölner Junghaie. Und – heute steht ist wie jeden Tag Training an. Obwohl Matthias gerade erst in die Halle kommt, hat das Training für ihn schon seit eineinhalb Stunden begonnen.
Potthoff kommt aus der kleinen Stadt Fröndenberg aus der Nähe von Unna jeden Tag zum trainieren nach Köln. „Ich bin für einen Weg zum Training etwa eineinhalb Stunden unterwegs“, schildert Matthias. Aber – wie jeder Spieler im Team der Junghaie – hat Matthias der Traum von einer Profikarriere. „Dafür müssen andere Dinge eben hinten anstehen“, sagt er. Seit zwei Jahren geht es jeden Tag nach der Schule mit dem Zug zum Training nach Köln. Dazu kommen die Spiele an den Wochenenden. „Das ist oft schwer zu realisieren, aber – bisher hat es immer geklappt“, betont Matthias, der trotz des großen Aufwands mit viel Spaß bei der Sache ist.
Der Spaß am Eishockey hat ihn letztlich auch zum Sport gebracht. „Eigentlich hat alles durch meinen Vater angefangen“, erinnert sich der 15-Jährige zurück. Sein Vater schaute früher schon gerne Eishockey in Iserlohn. So sprang der Funke auf den Nachwuchs über. „Mein großer Bruder fing zuerst in Iserlohn an zu spielen, dann ich und nach mir auch mein kleinerer Bruder“, berichtet Potthoff. Die Anfänge machte er in Iserlohn. „Da hab ich auch gleich im ersten Training mein erstes Tor geschossen“, weiß der 15-Jährige noch. Nach drei Jahren Iserlohn wechselte Matthias für ein Jahr nach Unna und anschließend spielte er vier Jahre in Dortmund Eishockey. Jetzt geht es ins elfte Jahr seiner jungen Eishockeylaufbahn und damit auch ins dritte Jahr bei den Junghaien. „Jedes einzelne Jahr hat mir Spaß gemacht. Für mich war es nie eine Frage, mit dem Sport aufzuhören“, ist sich Potthoff trotz der großen Belastung durch Training und Anfahrt sicher.
„Ich mag am Eishockey das schnelle, körperbetonte Spiel. Das ist für mich als Mittelstürmer immer eine Herausforderung“, sagt Matthias. „Ich bin so eine Art Zwei-Wege-Mann“, meint er und lacht. „Ich muss nach vorne arbeiten, baue das Spiel aber auch von hinten her mit auf. Dieser Wechsel gefällt mir gut.“
Nach seinem Lieblingsgegner gefragt, überlegt Potthoff kurz. „Mhh… ich denke das ist Krefeld“, sagt er schließlich. „Köln gegen Krefeld ist einfach ein klasse Derby und deshalb immer ein gutes Spiel. Das macht so richtig Spaß.“
Bei allem Spaß hat Matthias aber auch ein klares Ziel vor Augen. „Ich wünsche mir schon, Profi bei den Kölner Haien zu werden. Das wäre echt ein Traum“, gibt er zu. Und die NHL? Potthoff lacht. „Nee… davon wage ich nicht zu träumen. Köln wäre schon super toll.“
Sein sportliches Vorbild hat der 15-Jährige in der NHL. In Boston steht Sergej Samsonov auf dem Eis. „Denn finde ich echt gut“, sagt Matthias. Samsonov spielte früher beim ZSK Moskau und als die Moskauer zu einem Turnier nach Iserlohn kamen, wurden die Spieler zu Gastfamilien in der Umgebung einquartiert. Samsonov landete bei den Potthoffs und so entstand ein persönlicher Kontakt zum NHL-Profi. „Das ist echt ein dufte Typ“, sagt der 15-Jährige anerkennend.
Seinen eigenen sportlichen Werdegang hat Matthias seinen Trainern in Iserlohn, Dortmund und Köln zu verdanken. „Sehr viel habe ich bei Ralf Hoja, dem Trainer der Auswahlmannschaft von Nordrhein-Westfalen, gelernt. Außerdem habe ich viel meinen Eltern zu verdanken“, meint Matthias. „Meine Eltern haben mich immer 100-prozentig unterstützt, vor allem was die langen Fahrten nach Köln anging. Ohne sie hätte das alles nicht geklappt“, ist er sicher.
Neben dem Sport gibt es für Potthoff natürlich die Schule. Im neuen Schuljahr start er in die zehnte Klasse und geht ins Sportinternat der Kölner Haie. „Dann wir das auch mit der Fahrerei besser“, freut er sich. Vorher besuchte Matthias das Gymnasium in Unna. „Ich hab weder ein besonderes Lieblingsfache, noch eines, das ich nicht mag“, gibt er zu. „Obwohl – Sport mache ich sehr gerne…“ Früher spielte Matthias in seiner Heimat Fußball. „Das musste ich aber wegen des Eishockeys aufgeben.“
In seiner Heimat ist Matthias als Eishockeyspieler schon ein Stück weit ein „Exot“. „Die Leute sind schon erstaunt, wenn sie hören, welchen Sport ich mache und dass ich bei so einem großen Verein wie dem KEC spiele. In der Region wo ich herkomme spielen die Leute eher Fußball. Trotzdem sind die Reaktionen der Leute immer positiv, wenn sie hören, dass ich Eishockey spiele. Das baut mich dann auch ein Stück weit auf.“
Mittlerweile haben die Profis das Eis in der Trainingshalle verlassen. Matthias schaut auf die Uhr. „Ich muss zum Training“, meint er und lacht. Die lange Anfahrt scheint schon vergessen. „Für mich ist es nicht so, dass ich nur zum Training nach Köln komme. Wir verstehen uns super in der Mannschaft, sind alle gut befreundet. Also komme ich auch hier her, um meine Freunde zu treffen“, sagt er, schnappt seine Tasche und verschwindet in der Umkleidekabine.

Das Interview führte Sven Schneider