In der Eingangshalle des
Trainingszentrums der Haie neben der Köln Arena drängen sich
die Haie-Fans. Einige schauen durch die Auslagen des Fanshops, anderen
sehen durch die Glasscheiben den Profis beim Training zu. In mitten der
Fans sucht sich ein junge Mann mit großer Trainingstasche und Eishockeyschläger
seinen Weg in die Umkleidekabine – Matthias Potthoff. Der 15-jährige
Mittelstürmer spielt im Team der Deutschen Nachwuchs Liga (DNL) für
die Kölner Junghaie. Und – heute steht ist wie jeden Tag Training
an. Obwohl Matthias gerade erst in die Halle kommt, hat das Training für
ihn schon seit eineinhalb Stunden begonnen.
Potthoff kommt aus der kleinen Stadt Fröndenberg aus der Nähe
von Unna jeden Tag zum trainieren nach Köln. „Ich bin für
einen Weg zum Training etwa eineinhalb Stunden unterwegs“, schildert
Matthias. Aber – wie jeder Spieler im Team der Junghaie –
hat Matthias der Traum von einer Profikarriere. „Dafür müssen
andere Dinge eben hinten anstehen“, sagt er. Seit zwei Jahren geht
es jeden Tag nach der Schule mit dem Zug zum Training nach Köln.
Dazu kommen die Spiele an den Wochenenden. „Das ist oft schwer zu
realisieren, aber – bisher hat es immer geklappt“, betont
Matthias, der trotz des großen Aufwands mit viel Spaß bei
der Sache ist.
Der Spaß am Eishockey hat ihn letztlich auch zum Sport gebracht.
„Eigentlich hat alles durch meinen Vater angefangen“, erinnert
sich der 15-Jährige zurück. Sein Vater schaute früher schon
gerne Eishockey in Iserlohn. So sprang der Funke auf den Nachwuchs über.
„Mein großer Bruder fing zuerst in Iserlohn an zu spielen,
dann ich und nach mir auch mein kleinerer Bruder“, berichtet Potthoff.
Die Anfänge machte er in Iserlohn. „Da hab ich auch gleich
im ersten Training mein erstes Tor geschossen“, weiß der 15-Jährige
noch. Nach drei Jahren Iserlohn wechselte Matthias für ein Jahr nach
Unna und anschließend spielte er vier Jahre in Dortmund Eishockey.
Jetzt geht es ins elfte Jahr seiner jungen Eishockeylaufbahn und damit
auch ins dritte Jahr bei den Junghaien. „Jedes einzelne Jahr hat
mir Spaß gemacht. Für mich war es nie eine Frage, mit dem Sport
aufzuhören“, ist sich Potthoff trotz der großen Belastung
durch Training und Anfahrt sicher.
„Ich mag am Eishockey das schnelle, körperbetonte Spiel. Das
ist für mich als Mittelstürmer immer eine Herausforderung“,
sagt Matthias. „Ich bin so eine Art Zwei-Wege-Mann“, meint
er und lacht. „Ich muss nach vorne arbeiten, baue das Spiel aber
auch von hinten her mit auf. Dieser Wechsel gefällt mir gut.“
Nach seinem Lieblingsgegner gefragt, überlegt Potthoff kurz. „Mhh…
ich denke das ist Krefeld“, sagt er schließlich. „Köln
gegen Krefeld ist einfach ein klasse Derby und deshalb immer ein gutes
Spiel. Das macht so richtig Spaß.“
Bei allem Spaß hat Matthias aber auch ein klares Ziel vor Augen.
„Ich wünsche mir schon, Profi bei den Kölner Haien zu
werden. Das wäre echt ein Traum“, gibt er zu. Und die NHL?
Potthoff lacht. „Nee… davon wage ich nicht zu träumen.
Köln wäre schon super toll.“
Sein sportliches Vorbild hat der 15-Jährige in der NHL. In Boston
steht Sergej Samsonov auf dem Eis. „Denn finde ich echt gut“,
sagt Matthias. Samsonov spielte früher beim ZSK Moskau und als die
Moskauer zu einem Turnier nach Iserlohn kamen, wurden die Spieler zu Gastfamilien
in der Umgebung einquartiert. Samsonov landete bei den Potthoffs und so
entstand ein persönlicher Kontakt zum NHL-Profi. „Das ist echt
ein dufte Typ“, sagt der 15-Jährige anerkennend.
Seinen eigenen sportlichen Werdegang hat Matthias seinen Trainern in Iserlohn,
Dortmund und Köln zu verdanken. „Sehr viel habe ich bei Ralf
Hoja, dem Trainer der Auswahlmannschaft von Nordrhein-Westfalen, gelernt.
Außerdem habe ich viel meinen Eltern zu verdanken“, meint
Matthias. „Meine Eltern haben mich immer 100-prozentig unterstützt,
vor allem was die langen Fahrten nach Köln anging. Ohne sie hätte
das alles nicht geklappt“, ist er sicher.
Neben dem Sport gibt es für Potthoff natürlich die Schule. Im
neuen Schuljahr start er in die zehnte Klasse und geht ins Sportinternat
der Kölner Haie. „Dann wir das auch mit der Fahrerei besser“,
freut er sich. Vorher besuchte Matthias das Gymnasium in Unna. „Ich
hab weder ein besonderes Lieblingsfache, noch eines, das ich nicht mag“,
gibt er zu. „Obwohl – Sport mache ich sehr gerne…“
Früher spielte Matthias in seiner Heimat Fußball. „Das
musste ich aber wegen des Eishockeys aufgeben.“
In seiner Heimat ist Matthias als Eishockeyspieler schon ein Stück
weit ein „Exot“. „Die Leute sind schon erstaunt, wenn
sie hören, welchen Sport ich mache und dass ich bei so einem großen
Verein wie dem KEC spiele. In der Region wo ich herkomme spielen die Leute
eher Fußball. Trotzdem sind die Reaktionen der Leute immer positiv,
wenn sie hören, dass ich Eishockey spiele. Das baut mich dann auch
ein Stück weit auf.“
Mittlerweile haben die Profis das Eis in der Trainingshalle verlassen.
Matthias schaut auf die Uhr. „Ich muss zum Training“, meint
er und lacht. Die lange Anfahrt scheint schon vergessen. „Für
mich ist es nicht so, dass ich nur zum Training nach Köln komme.
Wir verstehen uns super in der Mannschaft, sind alle gut befreundet. Also
komme ich auch hier her, um meine Freunde zu treffen“, sagt er,
schnappt seine Tasche und verschwindet in der Umkleidekabine.
Das Interview führte Sven Schneider
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