Zweikampf um den Puck.
Stöcke klappern aneinander. Zwei Spieler im weißen Trikot fighten
um die schwarze Hartgummischeibe: Training bei den Jung-Haien im Trainingszentrum
der Kölner Haie in der Gummersbacher Straße. Der Puck ist plötzlich
frei und der Spieler im weißen Jung-Hai-Trikot mit der Nummer 17
- Henry Martens - schnappt sich an den Kontrahenten vorbei die Scheibe
und sprintet los. Ein Check eines Mitspielers streckt ihn aufs Eis. Henry
fährt zur Bande. Ein fragender Blick. „Alles klar?“ Henry
nickt. Trainingspause.
Dass Martens auf dem Eis liegt ist eher ungewöhnlich. Der flinke
Stürmer stand schon auf Schlittschuhen, als andere gerade erst richtig
laufen konnten. „Ich habe mit drei Jahren das Schlittschuhlaufen
gelernt und spiele Eishockey, seit ich vier Jahre alt bin“, erinnert
sich Henry zurück. „Mein erster Verein war der TuS Wiehl. Das
ist ein Verein in der Nähe meiner Heimatstadt Bergneustadt“,
schildert der 16-Jährige.
Henrys Vater begeisterte sich schon immer für Eishockey, war selber
Hobbyspieler auf Eis. „Er nahm mich mit zum Eishockey, erklärte
mir viel. Als ich den Sport einmal live miterlebt hatte, wollte ich das
sofort auch machen, auch wenn ich damals noch ziemlich klein war“,
berichtet der Jung-Hai von seinen Anfängen.
So ging es für Henry erstmals in Wiehl aufs Eis. „Dort hab´
ich dann bis ins Kleinschülerteam gespielt, also bis ich neun oder
zehn Jahren alt war. Dann wechselte ich zum KEC.“ Bei den Jung-Haien
spielte Henry, bis er im Jahr 2000 ins Schülerteam kam. „Dann
bin ich für ein Jahr nach Freiburg gegangen. Beim EHC Freiburg gab
es ein spezielles Eishockey-Internat. Dort konnte ich gut Schule und Eishockey
miteinander verknüpfen. Das war ideal für mich.“
Die Idee mit Freiburg kam Henry natürlich nicht aus heiterem Himmel.
„Nee...“ Henry lacht. “Ich war öfter in den vorangegangenen
Jahren in den Ferien in Trainingslagern in Freiburg. Als Jugendtrainer
arbeitete Josef Capla in Freiburg. Der hat einen guten Ruf. Darum ging
ich zu den Trainingslagern. Capla hat mich dann gefragt, ob ich nicht
nach Freiburg auf das Eishockeyinternat kommen möchte. Das hab´
ich dann gemacht.“
Schon 2001 zog es Henry aber wieder nach Köln zurück. „Die
Kölner Mannschaft war einfach besser und außerdem hatte ich
mit meiner Familie abgesprochen, nur ein Jahr in Freiburg zu bleiben“,
berichtet Henry. Dennoch denkt er noch heute gerne an Freiburg zurück.
„Das Jahr in Freiburg hat mir viel gebracht. Durch die Kombination
von Schule und Sport im Internat konnte ich mich voll aufs Eishockey konzentrieren.
In Köln muss ich mit dem Zug zum Training fahren, was rund eineinhalb
Stunden dauert. Dazu habe ich ja auch hier noch Schule. Das ist oft schwierig
alles unter einen Hut zu bekommen.“
Daher ist Henry seinen Eltern für ihre Unterstützung für
seinen Sport dankbar. „Über das Eishockey spielen hab´
ich bei meinem Vater, bei meinem Jugendtrainer Varnos in Wiehl und bei
Josef Capla sehr viel gelernt“, erinnert sich Henry zurück.
„Ich habe einen riesen Spaß an diesem Spiel. Für mich
hat sich nie die Frage gestellt, die Eishockeyschuhe an den Nagel zu hängen.
Es ist eine super schnelle Mannschaftssportart, bei der alle Spieler immer
am Spiel beteiligt sind. Das gefällt mir. Ich mag auch einfach Mannschaftssport.
Einzelsportarten finde ich nicht so gut.“ Henry ist froh, wieder
in Köln zu spielen. „Wir Kölner spielen sehr kompakt.
Da ist jeder Gegner eine Herausforderung und es gibt keine Angstgegner.
Auch untereinander verstehen wir uns gut im Team. Das macht viel aus.“
Die Reaktionen in Henrys Bekanntenkreis auf seinen Eishockeysport sind
überwiegend positiv. „Für meine Freunde ist die Sache
halt etwas blöd, weil ich durch die Spiele am Wochenende nie da bin,
wenn sie etwas zusammen unternehmen...“
Doch Henry Martens hat auch ein klares Ziel vor Augen, für das sich
die Entbehrungen lohnen sollen. „Ich möchte mal Eishockeyprofi
werden. Einen festen Wunschverein habe ich aber nicht.“
Dafür hat Henry einen Spieler fest im Blick, der ein Stück weit
Vorbild für ihn ist. „Joe Sakic aus der NHL – den finde
ich toll. Er spielt immer sehr zielstrebig. Diese Art gefällt mir.“
Neben dem Sport steht für Henry die Schule auf dem Tagesplan. Er
besucht die neunte Klasse eines Gymnasiums in Bergneustadt. „Was
ich in der Schule gerne mache ist allgemein Sport“, sagt der 16-Jährige.
Er lacht und fügt hinzu: „Französisch mag ich nicht so,
wenn ich ehrlich bin.“ Neben Schule und Eishockey versucht Henry
soviel wie möglich den Kontakt zu seinen Freunden zu halten. „Wir
versuchen immer viel zusammen zu unternehmen, wenn ich Zeit habe. Außerdem
spiele ich auch gerne mal Fußball oder Basketball in meiner Freizeit.“
Die Pause an der Bande ist für Henry vorbei. Trainer Rodion Pauels
winkt zum nächsten Trainingsblock. „Sorry, ich muss wieder!“
Henry bringt die Schlittschuhe in Bewegung – Schuhe, die er schon
seit über zwölf Jahren an den Füßen trägt und
vielleicht auch noch in zwölf Jahren als Profi an haben wird.
Das Interview
führte Sven Schneider
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