Auf dem Eis im Trainingszentrum
der Kölner Haie dreht gerade der Nachwuchs seine Runden. Im Haie-Outfit
trainiert eifrig das Bambini-Team der Jung-Haie. Ein junger Mann schaut
von der Tribüne aus zu – Andre Haaf, Nachwuchsstürmer
im DNL-Team der Jung-Haie. Der 16-Jährige kam in der laufenden Saison
2003 von den Jungadlern Mannheim zu den Jung-Haien.
„Als ich mit dem Eishockeyspielen angefangen habe, war ich älter
als die Jungs in diesem Team“, sagt Andre und deutet mit dem Kopf
in Richtung des Bambini-Teams vor ihm auf dem Eis. „Ich war neun
Jahre alt, als ich zum ersten Mal gegen einen Puck geschlagen habe.“
Im Vergleich mit manch anderem im DNL-Team der Jung-Haie ist Andre damit
ein richtiger Spätstarter. „Ich weiß auch nicht, warum
das so kam. Mein Vater hat früher in der Oberliga Eishockey gespielt.
Dennoch war der Sport nie ein großes Thema für mich als ich
jünger war.“ Andre, der aus Kassel kommt, zuckt mit den Schultern.
„Dann ging mein Vater mal mit mir zu einem Spiel der Kassel Huskies.
Ich habe dort dann mein erstes Eishockeyspiel gesehen und fand es toll.
Ich mag bis heute die Schnelligkeit des Sports. Das ist ganz anders als
Fußball, wo oft mehr als die Hälfte des Spieles langweilig
ist. Beim Eishockey geht es immer hin und her. Mir war sofort klar: Das
will ich auch machen!“ Andre lacht.
Doch mit neun Jahren passte er ohne Vorkenntnisse nicht so ohne weiteres
ins Nachwuchsteam in Kassel. „Daher hat mein Vater dann mit mir
im Winter auf einem See Schlittschuhlaufen geübt“, schildert
Andre seine Anfänge. Als er sich nach dem Üben auf dem See noch
einmal beim Nachwuchs der Huskies anbot, erkannte man in Kassel sein Talent
und er wanderte ins Nachwuchsteam.
Im Januar 2003 erfuhr Andre von einer Spielersichtung für die Nachwuchsteams
der Kölner Haie. Er nahm den Termin wahr, weil er höherklassiger
spielen wollte. Damals war der Kader der Jung-Haie aber groß, so
dass ein Wechsel für Andre nicht so günstig gewesen wäre.
„Der Trainer meinte, ich sollte mich im Sommer noch einmal in Köln
melden. Ich ging dann aber nach Mannheim zu den Jungadlern“, berichtet
der 16-Jährige.
Dennoch zog es ihn dann im Laufe der Saison 2003/2004 wieder zu den Haien.
„In Mannheim gefiel es mir nicht so gut. Irgendwie hatte ich das
Gefühl, in Mannheim war der ganze Tag mit Eishockey-Training verplant.
Im Zusammenspiel mit der Schule war das dann oft schwierig.“
In Köln ist das alles nun besser geworden. „Bei den Haien gefällt
es mir… In der neuen Schule läuft es gut, es gibt hier ein
starkes Team und ein perfektes Trainingsumfeld. Wir haben hier lange Eiszeiten
und machen auch gutes Krafttraining. Das bringt was. Ich habe hier von
Anfang an das Gefühl gehabt, das jeder Spieler im Team was erreichen
und erfolgreich sein will.“
Erfolgreich als Torschütze war Andre dann auch gleich im ersten DNL-Spiel
für die Jung-Haie gegen Weißwasser. „Vor ein paar Jahren
habe ich mal mit einer Jugendmannschaft aus Kassel gegen den Nachwuchs
aus Köln gespielt. Damals haben wir 27:0 verloren…“ Andre
lacht. „Da ist es schon gut, jetzt auf der anderen Seite zu stehen“,
meint er im Spaß.
Angstgegner gibt es für Andre nicht. „Gegen Mannheim bin als
Ex-Spieler extra motiviert. Auch gegen die Eisbären spiele ich gerne,
weil ich dort viele im Team kenne und Freunde dort habe“ Andre macht
eine kurze Pause. „Auf dem Eis sind wir aber keine Freunde…
nur außerhalb“, schiebt er lachend nach.
Wie seine Mannschaftskollegen möchte Andre später gerne als
Profi auf dem Eis stehen. „Es wäre cool, nach der DNL-Zeit
in der Oberliga unterzukommen oder in Kassel eine Förderlizenz zu
erhalten, später vielleicht sogar mal einen Stammplatz in der DEL.
Mal sehen, was wird. Nach Kassel würde ich gerne wieder zurück,
weil das meine Heimat ist. In Köln gefällt mir aber das gute
Umfeld“, sagt Andre.
Doch der 16-Jährige weiß – noch gibt es viel zu lernen.
„Bisher konnte ich viel von Milan Mokros lernen. Der war Profi in
Kassel und machte später die Jugendarbeit. Von ihm habe ich vor allem
gelernt, Kritik anzunehmen und nicht gleich eingeschnappt zu sein, wenn
es hart auf hart kommt. Auch von Helmut De Raaf in Mannheim habe ich viel
mitgenommen. Ich denke, hier in Köln wird es auch viel Wichtiges
und Neues für mich zu lernen geben. Vor allem bin ich aber meinen
Eltern dankbar, die mich immer voll unterstützt haben.“
In seinem Sport hat Andre auch Vorbilder. „Jaromir Jagr finde ich
gut. Er hat eine super Stocktechnik und auch sonst stimmt alles. Das gilt
auch für Paul Karya, der schnell ist und einfach super spielt.“
Andre geht es aber nicht nur um Eishockey. Neben dem Sport steht auch
die Schule an. Der 16-Jährige geht in die zehnte Klasse der Elsa-Brandström-Realschule
in Köln-Sülz. „Fächer wie Kunst, Geschichte oder
Erdkunde mag ich nicht so. Mathe, Englisch oder Deutsch mache ich aber
gerne.“
Wenn Schule und Eishockey Pause machen, verbringt Andre gerne Zeit mit
seinen Freunden zu Hause in Kassel. „Wir setzen uns dann zusammen
und quatschen einfach. Das finde ich schön.“ Daneben freut
sich der Jung-Hai immer wieder auf die Ferien, weil er dann seine Familie
sieht, von der er sonst durch den Sport und die Entfernung lange getrennt
ist. „Es ist schon schwierig, wenn man die Familie und die Freunde
länger nicht sieht. Aber hier gibt es nette Leute und das Umfeld
ist gut. Da ist das nicht so schlimm.“
Die Tür zur Eishalle geht auf und einige von Andres Mannschaftskollegen
kommen in die Halle. Ein kurzer Gruß, jeder hebt die Hand. Dann
verschwinden die Mitspieler Richtung Umkleidekabine. Auch Andre schaut
kurz auf die Uhr und macht sich dann auf den Weg zum Umkleideraum.
Das Interview führte Sven Schneider
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